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Mit vielen vielen Menschen haben wir gemeinsam am 1.Mai den MAYDAY begangen. An die 4000 waren gemeinsam unterwegs, um für ein „Recht auf Stadt“ gegen prekäre Arbeitsverhältnisse und für ein gutes Leben für Alle zu demonstrieren. Die Mitschnitte der vielen Redebeiträge werden in den nächsten Tagen online gehen und es wird mit etwas Abstand noch ein längeres Statement nach einer Nachbesprechung folgen.
Viele Gruppen boten in ihren Reden unterschiedliche Blickwinkel auf das „Recht auf Stadt” und das „Gute Leben für Alle”:
Das Bündnis Zwangsräumungen Verhindern thematisierte aus aktivistischer Perspektive das Recht auf Stadt. Die Initiative Sommerpaket ging auf die prekäre Situation von wohnungslosen Menschen und der fehlende Raum für diese ein. Der Kampf um Klimagerechtigkeit bringt Aktivist_innen und Busfahrer_innen unter dem Slogan „wir fahren gemeinsam” zusammen. Die IG 24 thematisierte die prekären Arbeitsbedingungen und Organisierung der 24h Betreuer_innen. Von den Hausbesetzer_innen der Harmoniegasse, ein Haus, das perfiderweise am 1. Mai zurück in den überwiegenden Leerstand geräumt wurde, wurde von den Erfahrungen der Besetzung und der Geschichte des Hauses, das der Stadt Wien gehört, erzählt. Selbstorganisation und Obdachlosigkeit war ebenso ein Thema wie die politische Arbeit des KSV-LiLi. Die Plattform Radikale Linke ging auf die Gefahr verkürzter Kapitalismuskritik ein. SOS Balkanroute thematisierte einmal mehr die menschenfeindliche Grenzpolitik sowie den solidarischen Aktivismus gegen diese Zustände. Asyl in Not sprach neben dem Gasterabeiterabkommen auch über Mord an Marcus Omofuma vor 25 Jahren. Das Riders Collective machte auf schlechte und prekäre Arbeitsbedingungen in der Gig-economy und durch „flexible“ unsichere Verträge in Scheinselbständigkeit bei Fahrradbot_innen aufmerksam. Abschließend wurde von 4lthangrund nochmals die Notwendigkeit kollektiver Räume und eines solidarischen Miteinander gegen neoliberale, kapitalistische, rassistische und sexistische Zustände thematisiert.
Bei der Demo selbst gab es zahlreiche Blöcke und Gruppen. Nach einem lautstarken ersten Block, der verschiedenste Themen rund um Recht auf Stadt aufmerksam machte, folgten u.a. auch ein Kinderblock. Die Demo endete mit den Clubworkers, die sich gemeinsam gegen schlechte Arbeitsbedingungen in der Club- und Nachtkultur organisieren.
Wir wollen Danke sagen an alle, die sich in so vielfältiger und ausdrucksstarker Form beteiligt haben.
Wir müssen an dieser Stelle aber leider auch bereits jetzt auf das ungute Störverhalten einiger Gruppen eingehen. Der Funke (eine Struktur die wir zuvor explizit ausgeladen hatten) hat es für nötig befunden, aufzukreuzen. Während sich also 3 von 4 ausgeladenen Strukturen auch an unseren Demokonsens gehalten haben, schafft der Funke das erneut nicht und bestätigt damit die Richtigkeit seiner Ausladung. Wie auch zuletzt am 8. März kam es dabei zu Übergriffen, Provokationen und (körperlichen) Angriffen. Unsere Ordner_innen wurden abgefilmt, geschlagen und ihnen wurde mit Anzeige gedroht. Nur durch besonnenes Verhalten konnten unsere Ordner_innen eine Eskalation oder ein Einschreiten der Polizei trotz wiederholter Provokationen verhindern.Wir finden es bedauerlich, dass einige Gruppen, die nicht ausgeladen waren und sich auch an den Demokonsens gehalten hatten, wie die RSO, Revolution und der AST, sich zu der ausgeladenen Gruppe stellten und ebenfalls unsere Ordner_innen bedrängten, während ein Großteil der Demonstration kraftvoll und mit Freude stattgefunden hat.
Es ist weiterhin richtig, autoritäre Kaderstrukturen, für die Konsens und Demonkonsens Fremdwörter sind und die, wie uns ehemalige Mitglieder berichten, weiterhin Täter und übergriffige Männer in ihren Strukturen als Führungskader dulden, von der alternativen MayDay auszuladen.
Dass diese Gruppe außerdem, während wir als antisemitismuskritische Demonstration durch den traditionell jüdisch geprägten 2. Bezirk zogen, durch ihre Demoparolen neben der Demo stehende jüdische Personen in Angst versetzt haben, sodass diese ihre Kippa abnehmen mussten, sollte jede sich mit ihnen gemein machende Organisation erneut zum Umdenken bewegen.
Wir gehen davon aus, dass es von diesen Gruppen in den nächsten Tagen wie bereits in der Vergangenheit zu einer Täter-Opfer-Umkehr Rhetorik und einer Inszenierung dieser Gruppen kommen wird.
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We celebrated MAYDAY together with many, many people on 1 May. Around 4,000 people took to the streets to demonstrate for the „right to the city“ against precarious working conditions and for a good life for all. The recordings of the many speeches will go online in the next few days and a longer statement will follow after a debriefing.
In their speeches, many groups offered different perspectives on the „right to the city“ and the „good life for all“:
The Alliance Preventing Forced Evictions (Bündnis Zwangsräumungen Verhindern) addressed the right to the city from an activist perspective. The Sommerpaket initiative addressed the precarious situation of homeless people and the lack of space for them. The fight for climate justice brought activists and bus drivers together under the slogan „we drive together“ ( „wir fahren gemeinsam”). IG 24 addressed the precarious working conditions and organisation of 24-hour care workers. The squatters of Harmoniegasse, a building that was perfidiously evicted on 1 May and returned to predominantly vacant status, talked about their experiences of squatting and the history of the building, which belongs to the City of Vienna. Self-organization and homelessness were just as much a topic as the political work of the KSV-LiLi. The Platform Radical Left (Plattform Radikale Linke) addressed the danger of criticizing capitalism in a simplistic way. SOS Balkanroute once again addressed inhumane border policies and solidarity-based activism against these conditions. Asyl in Not spoke not only about the Gasterabeiterabkommen but also about the murder of Marcus Omofuma 25 years ago. The Riders Collective drew attention to poor and precarious working conditions in the gig economy and „flexible“ insecure contracts in bogus self-employment for bicycle messengers. Finally, 4lthangrund once again emphasized the need for collective spaces and solidarity against neoliberal, capitalist, racist and sexist conditions.
There were numerous blocks and groups at the demonstration itself. After a loud first block, which drew attention to a wide range of topics relating to the right to the city, there was also a children’s block. The demo ended with the club workers, who are organizing together against poor working conditions in club and nightlife culture.
We would like to say thank you to everyone who took part in such a diverse and expressive way.
Unfortunately, we must also take this opportunity to address the unpleasant, disruptive behavior of some groups. The Funke (a structure that we had previously explicitly uninvited) found it necessary to turn up. So while 3 of the 4 structures that had been explicitly uninvited followed our demo consensus, Funke once again failed to do so, thus confirming the correctness of this decision. As was the case on 8 March, there were assaults, provocations and (physical) attacks. Our stewards were filmed, beaten and threatened with prosecution. Our stewards were only able to prevent an escalation or police intervention through calm behaviour despite repeated provocations, and we find it regrettable that some groups that had not been uninvited and had also adhered to the demo consensus, such as the RSO, Revolution and the AST, joined the uninvited group and also harassed our stewards, while the majority of the demonstration took place vigorously and with joy.
It is still right to disinvite authoritarian cadre structures, for whom consensus and demonstration consensus are unknown words and who, as former members tell us, continue to tolerate perpetrators and abusive men in their structures as leaders, from the alternative MayDay.
The fact that this group, while we were marching through the traditionally Jewish 2nd district as a demonstration critical of anti-Semitism, also frightened Jewish people standing next to the demonstration with their demo slogans, so that they had to take off their kippahs, should make any organization that makes common cause with them think again.
We assume that in the coming days, as in the past, these groups will engage in perpetrator-victim-reversal rhetoric and the re-staging of these groups.