?? Prekär Arbeiten, Prekär Leben ?? !! no borders, no precarity !!
>> Für globale Bewegungsfreiheit, Festung Europa und Patriarchat abschaffen! <<
Ein kleine Geschichte des 1.MAI und wie es zur MAYDAY kam.
Morgen findet in mehren Städten weltweit die MAYDAY statt – eine Parade die sich vielfältig gegen prekäre Lebenslagen richtet. Der Tag des 1.Mai ist dabei nicht zufällig gewählt.
Historisch entstand der Tag aus den Kämpfen von ArbeiterInnen in Australien die am 1.Mai 1856 Massendemonstrationen abhielten. Dieser Termin wurde dann Anfang 1886 von der nordamerikanische ArbeiterInnenbewegung aufgegriffen und es kam zu verschiedenen Streiks. Thema war bei beiden Bewegungen die Einführung des 8h Tages, die Stadt in der am meisten Menschen aktiv auf die Straße gingen war Chicago. Als am 4.Mai dort eine friedliche Versammlung von der Polizei gestürmt wurde, detonierte eine Bombe und tötete und verletzte zahlreiche Polizeieinheiten wie Demonstrierende. Die Schuld dafür wurde einmal mehr acht aktiven Anarchisten zugewiesen, von denen fünf darauf getötet wurden, die drei verblieben kamen nach sechs Jahren frei.
Auf dem Gründungskongress der Zweiten Internationalen 1889 wurde zum Gedenken an die Opfer des Haymarket Riot der 1. Mai als „Kampftag der Arbeiterbewegung“ ausgerufen. Am 1. Mai 1890 wurde zum ersten Mal dieser „Protest- und Gedenktag“ mit Massenstreiks und Massendemonstrationen in der ganzen Welt begangen.
Seit damals hat sich der Begriff der „Arbeit“ gewandelt. In der westlichen Welt gibt es kaum mehr eine „klassische“ ArbeiterInnenschicht – direkte Produktionsarbeit wurde größtenteils in Schwellenländer ausgelagert. Und der sich entwickelnde Kapitalismus zwingt die Menschen in neue “prekäre“ Arbeitsformate.
Was ist prekäre Arbeit? Kennzeichen prekärer Arbeit:
– Flexibilisierung auf Kosten der Freizeit
– Niedriges, nicht kontinuierliches Einkommen
– Unkalkulierbare Dauer des Arbeitsverhältnisses
– Ungenügender sozialer Schutz
– Mangelnde Einbindung und Mitbestimmung
In NewYork, Toronto, Hamburg, Mailand, Wien und anderen Städten werden am 1. Mai “MAYDAY! Paraden” ausgetragen. Barcelona und Mailand waren die Vorreiterstädte, von wo aus die MAYDAY! Bewegung seit 2001 mittlerweile ihre Verbreitung auch über Europa hinaus fand.
Zentrales Anliegen war und ist es, den verschiedenartigsten Formen von Prekarisierung in Arbeit und Leben, die durch die klassischen Institutionen der Arbeiterbewegung und der Linken nicht (mehr) organisiert werden können, einen Ausdruck zu geben. Dabei geht es nicht um Repräsentation und/oder Einheitlichkeit, sondern um ein Sichtbarmachen der Vielheit der Wünsche, Lebens- und Kampfformen. Im Zentrum stehen dabei Selbstorganisation und Vernetzung. Die Organisation des MayDay am oder um den 1. Mai soll genau dieses Spannungsverhältnis auch symbolisch aufzeigen.
### – Textschnipsel – ###
MAYDAY – so kann das ja nicht weitergehen!!
?? PREKÄR ARBEITEN ?? PREKÄR LEBEN??
– prekarisierung den Kampf ansagen – heraus zum 1.MAI –
*** Treffpunkt: Bruno Kreisky Park (bei U4 Margaretengürtel, 1050 Wien)
*** Endpunkt der Parade und Weiterfeiern: Straßenfest in der Heinestraße (1020 Wien)
In Folge finden sich einige Auszüge von bisherigen und aktuellen Texten die für die MAYDAY verfasst wurden:
Musst du arbeiten? Willst du arbeiten? Hast du bezahlte Arbeit? Darfst du arbeiten? Darfst du hier leben? Wovon lebst du? Hast du freie Zeit? Was machst du, wenn du krank bist? Was machst du im Alter? Was wünschst du dir? Was setzt du deiner Prekarisierung entgegen? Wie organisierst du dich?
Wir pfeifen auf die Karotte vor der Nase, die das schöne Leben versprechen soll. Wir sagen der Entsicherung der Lebens- und Arbeitsverhältnisse den Kampf an. Am 1. Mai heißt es daher wieder: MAYDAY! MAYDAY! Auf zur Parade der Prekären! Die MAYDAY!-Parade in Wien verbindet die Vereinzelten, stärkt die Verunsicherten und schafft Aktionsradius. Wehren wir uns gemeinsam
Wir sind wendige Jongleur*innen unserer Jobs, wahre Schlangenmenschen der Flexibilität. Undokumentiert, saisonal und befristet Beschäftigte, Schein- und so genannte “Neue Selbstständige”, Niedriglohnjobber_innen, Erwerbsarbeitslose, Projekt-, Teilzeit- oder LeiharbeiterInnen, unbezahlte Reproduktionsarbeiter#innen: Wir alle leben und arbeiten prekär.
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Ein Parade Beispiel Rabbit of Precarity!
Während die Supermarktangestellten zu Niedrigstlöhnen schuften und sich Studierende, so lange sie nicht aus einem so genannten Drittstaat kommen, zumindest durch geringfügige Jobs und unbezahlte Praktika wursteln “dürfen”, werken Pflege- und KulturarbeiterInnen zwar virtuos aber oftmals sozialversicherungslos. Den Erwerbsarbeitslosen wird genauso, wie den unter der Armutsgrenze lebenden Empfänger&innen der neuen “Mindestsicherung”, durch ständige Disziplinarandrohungen der Handlungsrahmen eingeschränkt. Die freiberuflichen Wissensarbeiter*innen sind auch von längerfristigen Perspektiven “befreit”, während die papierlose und dadurch umfassend entrechteten Sexarbeiter_innen versuchen, sich ihr Leben zu regeln.
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Die offiziöse Statistik weist etwas über 300.000 Arbeit Suchende aus, davon etwa 100.000 mit Einstellungszusage, rund 150.000 sind Langzeitsarbeitslose ohne Aussicht auf einen Job, bleiben also rund 50.000, die auf dem „freien Arbeitsmarkt“ einen Job finden, oft nur kurz andauernde. Dunkelziffer: schätzungsweise 200.000 nicht gezählte oder „versteckte“ Arbeitslose (nicht beim AMS Arbeit suchend gemeldete „stille Reserve“) …
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Prekarisierung ist der Verlust von Sicherheit und Abschätzbarkeit im Arbeitsverhältniss. Und Prekarisierung ist auch der Verlust von Sicherheit und Abschätzbarkeit im Lebensraum durch den Immobilienmarkt an sich. Der durchkapitalisierte Umgang mit Raum prekarisiert die Menschen im Verhältniss zu einander. Der Privatbesitz an Grund und Boden ist keine Basis für ein freies gemeinschaftliches Miteinander.
Verlassene Häuser, Fabriken und Bürotürme zeigen die vorhandenen gesellschaftlichen Verhältnisse in zweifacher Hinsicht: Ein Gebäude ist Wirtschaftsware, deren Nutzen ein Geldgewinn sein soll, und nichts weiter. Arbeit ist eine Aktivität darin, die einen monetären Mehrwert generieren muss, und nichts weiter. Und der Mensch darin wird zur Füllmasse von „Objekten“, welche einzig als Orte der Reproduktion von Arbeitskraft dastehen.
So wie es ist, ist der zu mietende Raum der Ort der vielfachen Abhängigkeit der Menschen schlechthin. Wohnen, arbeiten, leben – das Dasein als solches steht in Gänze in Abhängigkeit zum Kapitalismus.
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Im freien Fall von den eigenen Veranlagungen eingeholt,
das war vielleicht eine Genugtuung:
Habt ihr die erschrockenen Gesichter gesehen,
als die Kurse unter ihnen die Straße zerfetzten?
„There is no alternative“,
haben sie uns immer gepredigt,
daß dieses,
nur dieses,
und kein anderes
System funktioniert,
weil der Kommunismus gescheitert ist.
Morgen werden sie dann verkünden:
Der Kommunismus hat auch nicht funktioniert.
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Prekarisierung als Prozess und Prekarität als Zustand des Mangels an Ressourcen aller Art, an Zeit und Möglichkeit der Planbarkeit und der Verwirklichung von Lebensentwürfen (bzw. deren Verschwinden lassen), der Entwertung von Arbeit und Leben, ist gleichzeitig ein aktuelles und schon lange sich selbst reproduzierendes Phänomen. Es betrifft das ganze Leben und schnürt die sozialen Beziehungen der Betroffenen ab. Es betrifft den Großteil der Erdbevölkerung, wenn auch in vielfältigen und gänzlich unterschiedlichen Ausmaßen und Intensitäten und schafft so eine ganze Reihe unterschiedlicher Lagen. Das macht es auch so schwierig gemeinsame Verknüpfungspunkte zu finden. Die un(ter)dokumentierte Migrantin, die, weil ihre akademische Ausbildung nicht anerkannt wird, im Reinigungsgewerbe, schlecht bezahlt extremer Ausbeutung ausgeliefert ist, ist anders betroffen als der Angestellte der Stammbelegschaft eines großen Unternehmens der, aus Angst um den Erwerbsarbeitsplatz schon mal auf Sonderzahlungen („freiwillig“) verzichtet, ebenso auf die Solidarisierung mit Leiharbeiter_innen im selben Betrieb. Angst als identitätsstiftend. Oder die Hausfrau, die auf ihre vergeschlechtlichte Rolle festgelegt, Reproduktions- und Sorgearbeit völlig kostenfrei (also entwertet) in den Kreislauf Produktion/Reproduktion einzuführen gezwungen ist – und dies nicht erst seit dem Fordismus (also der Zeit des Alleinernährermodells). Es sind diese unterschiedlichen Lagen, die auch nur ein Formulieren gemeinsamer Forderungen so schwierig machen.
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Es geht um ökologische Überlebensfragen der Menschheit, um Dezentralisierung von Wirtschaftssystemen. Um Orientierung an tatsächlichen menschlichen Bedürfnissen anstatt um Zerstörung und Aufbrauchen natürlicher Ressourcen, Monopolisierung von Wissen und Technologie sowie Vernutzung menschlicher Arbeitskraft. Ideen für eine Gesellschaft die auf Freiheit sowie gerechter Verteilung und Nutzung gesellschaftlichen Reichtums gab, gibt und gäbe es viele.
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Das ist nicht das gute Leben wie wir es uns vorstellen! Lasst uns vernetzen, tanzen und träumen. Finden wir Wege und Möglichkeiten, um uns zu organisieren. Setzen wir dem Wahnsinn unsere Utopie und praktischen Widerstand entgegen.
!! PREKÄR KÄMPFEN !! PREKÄR TANZEN !!