MAYDAY? History an Best Practice!

…. es geht ein Gespenst um ….

In Barcelona, Hamburg, Mailand, Wien und anderen europäischen Städten werden am 1. Mai “MAYDAY! Paraden” ausgetragen. Barcelona und Mailand waren die Vorreiterstädte, von wo aus die MAYDAY! Bewegung seit 2001 mittlerweile ihre Verbreitung auch über Europa hinaus fand.

MayDay! MayDay! Wir sind das Prekariat! Auf Abruf verfügbar, nach Belieben auszubeuten und kündigbar nach Lust und Laune: Wir sind wendige JongleurInnen unserer Jobs, wahre Schlangenmenschen der Flexibilität. Aber seid auf der Hut: Wir sind drauf und dran, unsere prekären Kämpfe zu vernetzen!“ Unter diesem Slogan startete 2005 die erste Parade der Prekären auch in Wien.

Der Begriff der „Prekarität“ ist ebenso wenig neu, wie der Sachverhalt, den er bezeichnet. Für viele, insbesondere Frauen und MigrantInnen, ist er schon seit langem alltägliche Normalität. Nichtsdestotrotz gewinnt die Entsicherung unserer Arbeits− und Lebensbedingungen unter den gegenwärtigen Bedingungen des neoliberalen Umbaus eine neue Qualität: Prekarität erfasst die Gesellschaft zusehends in ihrer Gesamtheit.

„MayDay!“ − das Alarmsignal von in Seenot geratenen Schiffen − haben wir jedoch nicht bloß deshalb zum „Schlachtruf“ erkoren, um diesen Zustand zunehmender Verletzbarkeit zu betonen. „Mayday!“ wird auch die Losung unseres Kampftags, des 1. Mai, sein. Von den traditionellen Maiaufmärschen werden sich unsere Aktivitäten an diesem Tag durch lautstarke, bunte und kreative Formen des Kampfes und der Organisation unterscheiden. Aber auch durch die Verschiebung des inhaltlichen Schwerpunkts von einer abstrakten Feier der Arbeit hin zur Auseinandersetzung mit der konkreten Prekarisierung von Arbeit und Leben.

Um Repräsentation durch Selbstermächtigung, Einfalt durch Vielheit zu ersetzen, wählen wir offene und möglichst hierarchiefreie Aktionsformate. Damit sollen die verschiedensten Aspekte der gegenwärtigen Prekarisierungsprozesse der Unsichtbarkeit entrissen und verhandelbar gemacht werden; nicht um die Unterschiede zu nivellieren, sehr wohl jedoch um den vorherrschenden Zustand der Fragmentierung und Vereinzelung zu überwinden und eine Basis für gemeinsames politisches Agieren zu schaffen. Denn das, was die zu Niedrigstlöhnen schuftende Supermarktangestellte und der sich durch geringfügige Jobs und unbezahlte Praktika wurstelnde Student, was die sozialversicherungslos werkelnde Kulturarbeiterin und der unter ständigen Disziplinarandrohungen stehende Erwerbsarbeitslose, was die papierlose und dadurch umfassend entrechtete Sexarbeiterin und der nicht bloß freiberuflich arbeitende, sondern auch von längerfristigen Perspektiven „befreite“ Webdesigner sowie alle ihre Zwischen− und Mischformen gemein haben, ist eben jenes sehr unterschiedlich ausgeprägte Moment der Prekarität. Gemeinsam ist ihnen aber auch der Wunsch nach sozialen Sicherheiten für ein Leben, das flexibel, aber ohne den fremdbestimmten Zwang zur Flexibilität gestaltet werden kann.

Der MAYDAY! soll als Initialzündung für eine stärkere Vernetzung unserer prekären Kämpfe fungieren und das kollektive Bemühen um soziale Rechte − unabhängig vom jeweiligen Beschäftigungs− und Aufenthaltsstatus der Betroffenen − vorantreiben. International vernetzt werden deshalb auch heuer wieder in unzähligen Städten hunderttausende Menschen am 1. Mai auf die Straße gehen.

Denn dem prekären Arbeiten und Leben kann nur mittels einer Bündelung unserer Kämpfe begegnet werden, um die sie befördernden Verhältnisse zum Tanzen zu bringen!