Rückblick, Kritik und Ausblick zur MAYDAY Parade 2012
Ausgehend vom Nachbereitungstreffen der MAYDAY12-Orga, bei dem fast alle Gruppen teilgenommen haben, die bei der Parade mit dabei waren, wollen wir Folgendes weitergeben:
Die MAYDAY ist in unseren Augen eine wichtige und erhaltenswerte Form des Protestes, die am 1. Mai in einer lustvollen Art und Weise die Möglichkeit zu kreativem und lautem Protest gegen prekäre (Arbeit- und Lebens) Verhältnisse gibt. Sie trägt zur aktiven Vernetzung verschiedener Zugänge und Bewegungen bei – so wäre es schade gewesen, sie dieses Jahr ins Wasser fallen zu lassen. Aus diesem Grund haben wir recht knapp – also rund einen Monat vor dem 1. Mai dann beschlossen, die nötigen organisatorischen Schritte für die Parade zu übernehmen. Die MAYDAY12 lässt sich dann natürlich nur schwer mit einer MAYDAY11 vergleichen, für die es einen deutlich längeren Zeitraum (über drei Monate) zur Vorbereitung gab – ebenso hatten sich im Vorjahr erheblich mehr Gruppen, Einzelpersonen und Initiativen an der MAYDAY beteiligt.
So war dann auch die Zeit zu knapp, um einen Folder zu produzieren, der auf der MAYDAY und darüber hinaus verschiedene Themen und kommende Termine hätte vermitteln sollen. Danke dennoch für die zahlreichen Beiträge, die wir vorab bekommen haben. Und nachdem sich das Thema „prekär“ ja nicht nur auf den 1. Mai beschränkt, werden wir die Broschüre nachholen, sobald dazu Energie und Zeit vorhanden sind.
Aber wir wollen nicht ins Wienerische Sudern abgleiten… In dem einen Monat konnte durchaus Einiges auf die Beine gestellt werden. Und wir finden es toll, dass (mit Kommen und Gehen) weit über 1000 Menschen bei der Parade waren. Die Route war toll – wenn auch lange –, und auch das Wetter hat prächtigst mitgespielt!
Es gab auf der MAYDAY12 einen feministischen Djane Wagen (der 2. Wagen/ der 1. mit Sound). Großartig, dass die Clown-Army die Parade begleitet hat. Toll, dass es einen Indymedia.at news-ticker gegeben hat!´Einige Dinge, die es im letzten Jahr bereits gab (wie der Kinderwagenblock, Rhythm of resistance oder ein Wagen vom 1.März) sind leider nicht zustande gekommen. Danke an dieser Stelle auch an das Rechtshilfe Kollektiv Wien für das Bereitstellen der Rechtshilfe!
Es gab verschiedene technische und koordinative Probleme wegen denen die Demo erst eine Stunde später als geplant vom Treffpunkt losgekommen ist.
So mussten wir direkt vor Ort den beiden Bands (“okma &relups“ sowie “zaubernuss“) absagen. zaubernuss hat dann noch ein tolles unplugged Konzert im Park gespielt. Danke, dass ihr da gewesen seid und sorry nochmals…!
Viele Dinge, die vor und während der Demo zu erledigen waren, sind bei einigen Wenigen zusammengelaufen – auch das soll nicht wieder in dieser Form vorkommen. Super, dass sich dann direkt vor Ort viele Menschen eingebracht haben und Verschiedenes übernommen haben. Oft gab es dann aber auch nicht mehr wirklich viel zu machen oder eben schon mehr als genügend helfende Leute – ein Projekt wie die MAYDAY lebt aber v.a. davon, dass sich auch VOR der Parade Viele einbringen. So können Aufgaben im Vorhinein gut verteilt werden, die Koordination vor Ort läuft besser und auf Unvorhersehbares kann leichter reagiert werden.
Zu den Inhalten/Route der Parade:
Die Route hatte den Sinn, verschiedene aktuelle Punkte die mit „Prekarität“ zu tun haben zu verbinden. An den jeweiligen Orten wurden dazu Inhaltliche Beiträge über zwei (der sechs) Wägen abgespielt. Größtenteils hat es funktioniert, dass die anderen Wägen zu diesen Zeitpunkten die Musik eingestellt haben. Nicht alle inhaltlichen Beiträge sind rechtzeitig fertig geworden, ein Beitrag (orientierend http://www.offener-brief.at/), der vor dem Funkhaus hätte abgespielt werden sollen, ist weggefallen. Durch das knappe Einspielen der Beiträge, wurden diese jedoch zuvor ungenügend auf ihre SoundQualität bzw. Lautstärke geprüft und einige von ihnen waren klar zu leise.
Die Demo ging dabei ganz bewusst durch Wohngebiet, ein Anliegen war ganz klar die „üblichen“ Wege, die bei den Demonstrationen all zu oft genommen werden, zu vermeiden. Das war auch super, wir hatten das Gefühl ,dass viele Menschen erreicht werden konnten, die sonst wenig von politischen Bewegungen in der Stadt mitbekommen. Danke an dieser Stelle nochmal an die vielen Leute, die allen am Straßenrand stehenden Menschen MAYDAY-Flyer in die Hand gegeben haben.
Die Stationen und die Themen der Redebeiträge:
AMS Redergasse – Situation beim AMS sowie Tipps für Arbeitslose
Funkhaus (weggefallen) – Situation von freien Mitarbeiter*innen beim ORF
Karlsplatz – Verdrängung und soziale Normierung
Wirtschaftsministerium – Carearbeit und damit verbundene Forderungen
Heinestraße – Leerstand und Prekarität
Die Beiträge werden in den nächsten Tagen mit einer Karte auf www.mayday-wien.org zum Nachören/Lesen verfügbar sein.
Die Route wurde mehr als eine Woche vor der Parade im Netz veröffentlicht, die grobe Route bereits drei Wochen vor der Parade am Vorbereitungstreffen und über die MAYDAY-wien Email-Liste geteilt. Dadurch war für uns klar, dass alle, die noch (inhaltliche-) Inputs zu verschiedenen Stationen auf den Weg einbringen wollen, Zeit dazu haben.
Im Großen und Ganzen teilen wir darüber hinaus die Kritik, die auf indymedia (siehe http://at.indymedia.org/node/22905) zur MAYDAY12 veröffentlicht wurde. Klar hätte die Parade in ihrem Aussehen und Auftreten mit Messages aufgeladen sein können. Das umzusetzen ist aber sicher nicht einzig und allein unsere Sache, sondern liegt bei allen, die bei einer Demo teilnehmen. Alle können Flyer, Plakate, Sticker, Transparente und Megaphone mitbringen, sich schon an der Vorbereitung beteiligen oder während der Parade mit Sprechchören, thematischen Blöcken, oder begleitenden Aktionen Stimmung machen!
Im Nachhinein sudern gilt nicht! Und für diejenigen, die immer wieder mit „wiesogibtesdennkeinenrevolutionären1.maiinwien“ daherkommen – macht doch einfach einen! Ist vielleicht gesünder, als euch über das Format einer Parade aufzuregen – das eben eine ganz andere Ausrichtung hat als eine „Kampf-Demo“.
Im diesen Sinne wollen wir auch ein paar Worte zum absolut übermäßigen und absurden Polizei Aufgebot verlieren. Von unserer Seite wurde in der Anmeldung als auch bei der Vorbesprechung klar kommuniziert, dass es keinen Polizei“schutz“ braucht! Warum dennoch hunderte Beamte in Kampfausrüstung die Parade, teilweise im Spalier, bewachen mussten, ist absolut unklar. Mit dem Geld, das da wieder unnötig ausgegeben wurde, könnten gerne Freiraum-Projekte gefördert werden. Das wäre sinnvoller!
Wir wollen aber nicht nur beim Rückblick bleiben – viele von uns haben vor, sich auch nächstes Jahr wieder an einer MAYDAY zu beteiligen. Dafür hoffen wir, dass sich nächstes Jahr wieder mehr Gruppen einbringen und die organisatorischen Aufgaben besser verteilen. Es macht absolut Sinn mit einen ersten Treffen vielleicht schon vier Monate vor der Parade anzufangen – dann wäre ein umfangreiches Programm zum Thema „prekär“ vor der Parade möglich, ebenso wie eine langfristige Mobilisierung.
Gerne kann es im nächsten Jahr auch einen (oder mehrere) Wägen geben, die mehr als nur elektronische/tekkno Musik zum Besten geben. Für die Redebeiträge wollen wir bis dahin an einer besseren technischen Lösung arbeiten – so sollen nächstes Jahr alle Wägen zeitgleich Beiträge abspielen können. Für alle, die vielleicht keine Zeit haben vor der Parade inhaltliche Forderungen in eine darstellbare Form zu bringen, könnte es unbeschriebene Schilder oder Sprechblasen geben, und auch Straßenkreiden machen Spaß.